Vor Gericht kann das absichtliche Verschweigen wesentlicher Informationen zu einem Geschehen als Falschaussage gewertet werden. Dies bedeutet, dass das Auslassen von wichtigen Informationen gerichtlich als Lüge betrachtet werden kann.
In den Medien begegnet uns diese Methode jedoch regelmäßig. Es ist jedoch eine Herausforderung zu bestimmen, welche Informationen für eine Nachricht als relevant erachtet werden sollten. Medienplattformen sind oft durch Raum oder Zeit begrenzt, und die Aufmerksamkeitsspanne des Publikums setzt zusätzliche Grenzen. Es bleibt auch ungewiss, welches Vorwissen der Leser mitbringt. Jede Geschichte von Grund auf neu zu erzählen, ist sicherlich nicht zielführend.
Ich möchte die Unterschiedlichkeit scheinbar klarer Sachverhalte anhand eines Beispiels verdeutlichen:
Ein kleiner Junge steht vor einer Gruppe schwer bewaffneter Soldaten. In seiner Hand hält er einen Stein, bereit zum Werfen. Die Soldaten richten ihre Waffen auf ihn.
Dieses Szenario ist auf einem Foto festgehalten. Für dieses Beispiel nehmen wir an, dass das Bild authentisch ist. Welchen Eindruck hat der Betrachter?
Später wird ein weiteres Bild derselben Szene veröffentlicht, jedoch aus einer größeren Entfernung aufgenommen. Auf diesem Bild sieht man hinter dem Jungen eine Gruppe von Reportern und Fotografen, die ihn offensichtlich anfeuern. Wie verändert sich der Eindruck jetzt?
Beide Bilder sind in unserem Beispiel authentisch. Sie widersprechen sich nicht direkt, zeigen jedoch unterschiedliche Perspektiven derselben Situation.
Die Frage bleibt: Was ist Lüge und was ist Wahrheit?
Dieser Artikel wurde im September 2023 erstellt. Das Bild zum Artikel ist ein Beispielbild von PDPics auf Pixabay
Quelle: Progressive Stimme - Argumente, Fakten, Quellen - https://progressivestimme.de