Radwegausbau: Ein grüner Schein über einem sozial ungerechten Projekt

Die Anlage von Radwegen wird oft als grüne Initiative gefeiert, die sowohl die Umwelt schont als auch die Lebensqualität der Bürger verbessert. Doch bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass der Radwegausbau ein deutlich komplexeres Bild zeichnet, insbesondere wenn man die sozialen und ökologischen Implikationen in ländlichen und bergigen Gebieten berücksichtigt.

Ökologisch gesehen, behauptet die Stadtplanung, dass Radwege den motorisierten Verkehr reduzieren und damit die Luftqualität verbessern. Das mag in der Stadt stimmen. Doch in ländlichen oder bergigen Gebieten ist das Radfahren weniger eine Notwendigkeit, sondern eher eine Freizeitaktivität für die Wohlhabenden, die sich ein teures E-Bike leisten können. Hier dient der Radwegausbau weniger der Umwelt, sondern mehr den Freizeitbedürfnissen einer begrenzten Bevölkerungsgruppe. Wenn die Radwege aber vorwiegend für die Freizeit genutzt werden und nicht, um zur Arbeit oder zum Einkaufen zu fahren, vermeiden sie keinen Verkehr. Die Ironie dabei ist, dass die Versiegelung von Flächen und mögliche Durchschneidungen von Landschaftsschutzgebieten für den Bau von Radwegen die Umwelt belasten können und damit einen deutlichen Widerspruch zum ursprünglichen umweltfreundlichen Anspruch darstellen.

Sozial gesehen, entblößt der Radwegausbau eine klare soziale Ungleichheit. Die hohen Kosten für E-Bikes, oft weit über 3000,- €, schließen viele Bürger in bergigen Gegenden von der Nutzung dieser neuen Infrastrukturen aus. Trotzdem werden diese Projekte aus Steuergeldern finanziert, was bedeutet, dass auch diejenigen, die sich die Nutzung nicht leisten können, zur Kasse gebeten werden. Dies ist ein klarer Fall von sozialer Ungerechtigkeit, bei dem die weniger Wohlhabenden die Freizeitvergnügungen der Wohlhabenden subventionieren.

Ein weiteres düsteres Kapitel öffnet sich mit der Propagierung von Fahrradkurieren, der Nutzung von Lastenrädern und Rischkas, insbesondere in der boomenden Lieferbranche. Unter dem Deckmantel der Umweltfreundlichkeit werden hier Arbeitsverhältnisse geschaffen, die an präindustrielle Bedingungen erinnern. Die Fahrer sind einer hohen körperlichen Belastung ausgesetzt und oft schlecht bezahlt. Der Einsatz von E-Rädern mildert die körperliche Anstrengung nur geringfügig, während die Arbeitsbedingungen prekär bleiben. Dies fühlt sich weniger nach einer grünen Initiative an, sondern eher nach einem Rückschritt in die Arbeitswelt des 19. Jahrhunderts.

Es ist an der Zeit, dass die Diskussion um den Radwegausbau über das simple grüne Wunschdenken hinausgeht und die sozialen und ökologischen Komplexitäten berücksichtigt, die diese Infrastrukturprojekte mit sich bringen. Nur eine ausgewogene Betrachtung kann zu einer gerechten und nachhaltigen Mobilitätspolitik führen, die sowohl die Umwelt schützt als auch soziale Gerechtigkeit fördert.

Dieser Artikel wurde am 31.10.2023 erstellt. Das Bild zu diesem Artikel ist ein Beispielbild, welches von Dall-E erzeugt wurde.

Quelle: Progressive Stimme - Argumente, Fakten, Quellen - https://progressivestimme.de