Einleitung
Die Aussage „Das kann man nicht vergleichen“ ist weit verbreitet und dient oft als rhetorische Barriere, um bestimmte Diskussionen gar nicht erst aufkommen zu lassen. Dabei wird vergessen, dass der Akt des Vergleichens per se eine Methode ist, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen Entitäten, Ideologien oder Zeiträumen herauszuarbeiten. Nicht alles, was verglichen wird, ist gleich oder gleichwertig. Das Ziel dieses Artikels ist es, den Unterschied zwischen „vergleichen“ und „gleichsetzen“ klarzustellen und zu zeigen, warum es wichtig ist, kontextabhängig und differenziert zu vergleichen.
Äpfel und Birnen
Ein klassisches Beispiel für die Relativierung von Vergleichen ist die Redewendung: „Das ist wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen.“ Aber warum eigentlich nicht? Beide sind Obstsorten, beide haben einen Nährwert, beide wachsen an Bäumen, und beide haben eine unterschiedliche Textur und Geschmack. Indem wir sie vergleichen, können wir genau diese Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausarbeiten. Das bedeutet nicht, dass wir sie gleichsetzen.
Profisportler und Wissenschaftler
Ein weiteres Beispiel, das auf den ersten Blick wenig gemeinsam zu haben scheint, sind Profisportler und Wissenschaftler. Dennoch können auch hier Vergleiche interessante Einsichten liefern.
Beide Berufsgruppen sind hochspezialisiert und benötigen jahrelange Ausbildung und Praxis, um in ihrem Fachgebiet erfolgreich zu sein. Sie arbeiten oft in Teams und sind auf die Zusammenarbeit mit anderen Spezialisten angewiesen. Darüber hinaus sind sowohl Sportler als auch Wissenschaftler auf öffentliche und private Finanzierung angewiesen, sei es durch Sponsoring, Stipendien oder Forschungsgelder.
Es gibt jedoch auch klare Unterschiede: Die Ziele und der gesellschaftliche Nutzen der beiden Berufe können stark variieren. Während Profisportler in erster Linie Unterhaltung bieten und Höchstleistungen in ihrem Sport anstreben, arbeiten Wissenschaftler an der Erweiterung des menschlichen Wissens und können damit langfristig zur Lösung von gesellschaftlichen Problemen beitragen.
Indem wir Profisportler und Wissenschaftler in diesen spezifischen Bereichen vergleichen, können wir die tiefgreifenden Unterschiede in ihrer Arbeitsweise, ihren Zielen und ihren Herausforderungen besser verstehen. Der Vergleich kann hier als Werkzeug dienen, um die Vielschichtigkeit menschlichen Verhaltens und menschlicher Berufsfelder zu erkennen und zu analysieren.
Vergleiche in der Politik
Vergleiche, insbesondere solche, die historisch aufgeladene Begriffe oder Personen beinhalten, können in der politischen Arena sehr brisant sein. Oft werden solche Vergleiche opportunistisch verwendet, um eine emotionale Reaktion hervorzurufen. Es ist nicht unüblich, dass der aktuelle „Feind“ der herrschenden Meinung mit historisch verhassten Figuren wie Hitler verglichen wird. Das war zum Beispiel der Fall bei Saddam Hussein, Muammar al-Gaddafi und Wladimir Putin. Solche Vergleiche dienen häufig dazu, eine vereinfachte Darstellung einer komplexen Situation zu erzeugen und eine kritische Auseinandersetzung zu verhindern.
Aber Vorsicht ist geboten: Wer solche Vergleiche außerhalb des aktuellen Feindbildes anstellt, riskiert, schnell den Vorwurf zu erhalten, er verharmlose die Gräueltaten der Vergangenheit. Dieses Taktik ist bequem für diejenigen, die solche Vorwürfe erheben, da sie dadurch die Auseinandersetzung mit den eigentlichen Anliegen und Argumenten des Gegenübers vermeiden können.
Fazit
Vergleiche sind ein nützliches Werkzeug, um Verständnis zu schaffen. Sie sind jedoch nur so gut wie die Intention und Sorgfalt der Person, die sie anstellt. Das Vergleichen dient oft dazu, Unterschiede deutlich zu machen. Wenn wir diese feinen Unterschiede verstehen und schätzen lernen, können wir zu einer differenzierteren und tiefgründigeren Diskussion beitragen. Deshalb sollten wir nicht davor zurückschrecken, auch komplizierte oder heikle Vergleiche anzustellen, solange sie gut durchdacht und kontextabhängig sind.
Indem wir uns davor scheuen, Vergleiche zu ziehen, entziehen wir uns oft der Möglichkeit, uns kritisch mit bestimmten Themen auseinanderzusetzen. Es ist wichtig, dabei immer den Kontext und das Ziel des Vergleichs im Auge zu behalten und sich bewusst zu sein, dass Vergleichen nicht gleich Gleichsetzen ist.
Das Bild zu diesem Artikel ist ein Beispielbild, es wurde mit Dall-E erstellt.
Quelle: Progressive Stimme - Argumente, Fakten, Quellen - https://progressivestimme.de