Vom Engagement zur Entfremdung: Wie verhindert man destruktives Verhalten in linken Organisationen?

Engagement in politischen Organisationen und Vereinen ist ein zentraler Baustein einer funktionierenden Demokratie. Es ermöglicht den Menschen, ihre Ideen einzubringen und aktiv an der Gestaltung von Veränderungen teilzuhaben. Allerdings nimmt das Engagement manchmal eine negative Wendung, wenn konstruktives Verhalten in destruktives umschlägt. Insbesondere linke Strukturen scheinen von diesem Phänomen betroffen zu sein. In linken Organisationen können ideologische Divergenzen oft zu Konflikten führen. Wenn Mitglieder starke Überzeugungen haben, können Diskussionen schnell hitzig werden und zu Spaltungen führen.

Auch persönliche Konflikte tragen ihren Teil zu destruktivem Verhalten bei. Ungeklärte persönliche Differenzen können das Klima und die Zusammenarbeit erheblich beeinträchtigen. Des Weiteren fühlen sich engagierte Mitglieder mitunter enttäuscht, wenn ihre Erwartungen nicht erfüllt werden oder wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Anstrengungen nicht anerkannt werden. Ein Burnout kann ebenfalls ein Auslöser sein, insbesondere wenn Mitglieder über einen langen Zeitraum hinweg hohe Arbeitsbelastungen tragen.

Mangelnde Kommunikation und Transparenz schließlich können Misstrauen und Unsicherheit schaffen, was wiederum zu destruktivem Verhalten führen kann. Um solche Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und zu verhindern, können verschiedene präventive Maßnahmen ergriffen werden. Eine offene und ehrliche Kommunikation ist dabei der Schlüssel zur Vermeidung von Missverständnissen und zur Förderung eines positiven Arbeitsklimas. Ein effektives Konfliktmanagement kann helfen, persönliche und ideologische Differenzen frühzeitig zu erkennen und zu lösen.

Die Management-Schule sagt dazu: „Regelmäßige Reflexions- und Feedback-Sitzungen können dabei helfen, Enttäuschungen und Burnout zu vermeiden und sicherzustellen, dass sich alle Mitglieder wertgeschätzt und gehört fühlen. Transparente Entscheidungsprozesse und die Einbeziehung aller Mitglieder in wichtige Entscheidungen können das Gemeinschaftsgefühl stärken und destruktives Verhalten verhindern. Zuletzt können auch Ausbildung und Weiterbildung in den Bereichen Kommunikation, Konfliktmanagement und anderen relevanten Fähigkeiten die Mitglieder dabei unterstützen, besser miteinander zu interagieren und konstruktiv zusammenzuarbeiten.“

Tatsächlich dreht sich alles um Wertschätzung auf der einen und Demütigung auf der anderen Seite. Jeder Mensch sehnt sich nach Wertschätzung für seine Taten und Ideale, während Demütigungen seit jeher ein Motiv für destruktive Handlungen sind. Doch was bedeutet das in der Praxis? Um echte Wertschätzung auszudrücken, benötigt es zunächst ein Gefühl der Wertschätzung und Empathie. Dies kann nur bis zu einem gewissen Grad erlernt werden, und die Förderung von Führungskräften sollte dies berücksichtigen.

In Bezug auf Wertschätzung sind es oft die Kleinigkeiten, die zählen: daran zu denken, dass jemand Geburtstag hat, jemanden ausreden zu lassen, allgemeiner respektvoller Umgang und auch mal Danke zu sagen. Vieles davon mag selbstverständlich erscheinen, geht jedoch im Alltag oft unter. Darüber hinaus können Parteien ihre Wertschätzung durch Ehrungen, beispielsweise für Jubilare, zum Ausdruck bringen. Auch Prominente können beitragen, sei es durch Präsenz vor Ort, Fototermine mit Mitgliedern oder interne Diskussionsrunden.

Auf der anderen Seite stehen die Demütigungen, die es zu vermeiden gilt. Die Herausforderung besteht darin, dass Demütigungen oft von Außenstehenden nicht als solche erkannt werden, zumindest nicht in dem Maße, wie sie die Betroffenen wahrnehmen. Es kann bereits entmutigend sein, wenn jemand eine Idee einbringt, die er als nicht ausreichend beachtet empfindet. Auch hier ist eine gewisse Sensibilität erforderlich.

Allerdings gibt es auch Grenzen, denn letztendlich handelt es sich nicht um eine Selbsthilfegruppe, sondern um eine politische Organisation. In der Praxis gibt es Vorsitzende, die, wenn sie Zeit haben, Mitglieder anrufen, die zufällig an diesem Tag Geburtstag haben. Solche Gesten werden von den Mitgliedern oft über Jahre hinweg nicht vergessen und erhöhen die Wahrscheinlichkeit ihrer langfristigen Loyalität. Zudem ermöglichen sie es dem Vorsitzenden, ein Gefühl für die Stimmung an der Basis zu bekommen und sich zu erden. Doch Vorsicht ist geboten: Wenn die Mitglieder spüren, dass kein echtes Interesse an ihnen besteht und der Vorsitzende nur eine Pflichtübung absolviert, kann dies schnell nach hinten losgehen.

Durch das Verständnis der Ursachen für destruktives Verhalten und die Implementierung präventiver Maßnahmen können linke Organisationen und Vereine eine positive und konstruktive Umgebung schaffen, die zur Erreichung gemeinsamer Ziele beiträgt.

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Quelle: Progressive Stimme - Argumente, Fakten, Quellen - https://progressivestimme.de