Überall ist es zu hören und zu lesen: Deutschland müsse wieder „kriegstüchtig“ werden. Wir sollen uns auf einen Krieg vorbereiten. Mehr noch, es wird von uns verlangt, wieder die Bereitschaft zu entwickeln, unsere Söhne und Töchter im Kampf gegen Russland zu opfern. Die Forderung nach Opferbereitschaft ist in diesen Tagen allgegenwärtig. Doch während die Rufe nach Aufrüstung lauter werden, bleibt eine entscheidende Frage unbeantwortet: Wo ist die konkrete, faktische Bedrohung, die solch drastische Maßnahmen rechtfertigen würde?
Was uns als Begründung präsentiert wird, ist nichts anderes als eine Neuauflage der alten Domino-Theorie, die wir aus den Zeiten des Vietnamkriegs kennen. Fällt die Ukraine, so heißt es, folgen das Baltikum, Polen und schließlich Deutschland. So falsch diese Behauptung bereits damals war, so falsch ist sie auch heute. Es gibt keine objektiven Fakten, die eine unmittelbare militärische Bedrohung für uns durch Russland, den Iran oder China belegen.
Vielmehr zeichnet sich ein umgekehrtes Bild ab. Die Bedrohung geht nicht von Russland, China oder dem Iran gegen uns aus – die Bedrohung geht von uns und unseren Verbündeten gegen diese Länder aus. Und unsere Eliten scheinen bereit, die absehbare Reaktion auf diese Bedrohung billigend in Kauf zu nehmen. Wer andere bedroht, muss damit rechnen, dass diese Mittel und Wege zur Verteidigung suchen und finden. Die Entwicklung von Hyperschallraketen ist nur eine logische Konsequenz dieser Dynamik.
Ein besonders drastisches Beispiel für diese Heuchelei ist der Umgang mit dem Nahen Osten. Während man uns auf einen angeblich unausweichlichen Konflikt mit Russland einschwört, wird das völkerrechtswidrige Gemetzel Israels in Gaza, des mindestens als Massenmord bezeichnet werden muss, und der ebenso völkerrechtswidrige Angriff auf den Iran von unserer Politik nicht nur unkommentiert gelassen, sondern aktiv unterstützt. Wir liefern die Waffen für dieses Vorgehen. Wenn Medien und Politik vorhandene Angriffskriege nicht verurteilen, sondern befeuern, bereiten sie damit implizit den nächsten vor. Die moralische Überlegenheit, die der Westen für sich beansprucht, ist eine Farce. In fast allen Konflikten dieser Welt sind wir nicht die Guten. Wir sind die Bösen.
Gleichzeitig wird uns erzählt, unsere Freiheit, unser Wohlstand und unsere Lebensart seien in Gefahr. Die Liste der angeblichen Feinde wird dabei immer länger. Doch während dieses Bedrohungsszenario gemalt wird, erleben wir im Innern einen ganz anderen Prozess. Genau die Werte, die wir angeblich verteidigen sollen, werden von denen, die uns zum Kampf aufrufen, systematisch demontiert:
- Der Wohlstand und die Zukunft: Renten werden zur Disposition gestellt, das Rentenalter soll weiter steigen, Sozialleistungen werden gekürzt. Gleichzeitig wird das Bildungssystem massiv abgebaut, was unseren Kindern und Enkeln die Zukunft raubt. Der Wohlstand, den wir verteidigen sollen, erodiert durch innenpolitische Entscheidungen.
- Die Freiheit und die Grundrechte: Die Meinungsfreiheit wird nicht nur eingeschränkt, sie wird gezielt bekämpft. Deutsche Staatsbürger wie Alina Lipp, Thomas Röper oder der in Berlin lebende ehemalige Hüseyin Doğru werden von der EU mit Sanktionen belegt – ein beispielloser Vorgang und ein Verstoß gegen nahezu alle Grundrechtsartikel unseres Grundgesetzes. Unsere Grundrechte werden nicht mehr nur erodiert, sie werden von der eigenen Regierung und überstaatlichen Institutionen schlicht ignoriert.
Hier offenbart sich der fundamentale Widerspruch: Wir sollen unsere Kinder opfern, damit sie den Wohlstand und die Freiheiten genießen können, die wir ihnen gerade nehmen? Man muss sich ernsthaft fragen, ob diejenigen, die dies fordern, bei klarem Verstand sind. Unabhängig davon muss man zu einem beunruhigenden Schluss kommen: Sie sind die eigentliche Gefahr.
Der wahre Feind unseres Landes ist nicht eine fremde Nation. Es sind nicht die Menschen in Russland oder China. Der wahre Feind sind jene Kräfte in Politik und Medien, die eine Aufrüstungsspirale antreiben, einen Krieg mit Atommächten herbeireden und die Völkerverständigung mit Füßen treten, während sie im Innern die Axt an die Wurzeln unserer Gesellschaft legen.
Ihr Handeln trägt Züge dessen, was der Gesetzgeber einst als Volksverhetzung definierte. Doch anstatt diese Brandstifter zur Verantwortung zu ziehen, werden die Gerichte immer häufiger gegen diejenigen in Stellung gebracht, die die Regierung und diesen gefährlichen Kurs kritisieren. Die Freiheit, die es zu verteidigen gilt, ist bereits schwer beschädigt – aber nicht durch einen äußeren Feind. Darum sei an eine alte, aber heute wieder hochaktuelle Weisheit erinnert:
Der wahre Feind steht im Innern.
Dieser Artikel erschien erstmals am 07.07.2025. Das Artikelbild ist ein KI generiertes Beispielbild.
Quelle: Progressive Stimme - Argumente, Fakten, Quellen - https://progressivestimme.de