Warum Mitgliederzahlen kein Hinweis auf zukünftige Wahlergebnisse sind

In der politischen Landschaft wird oft davon ausgegangen, dass ein Anstieg der Mitgliederzahlen einer Partei ein Vorbote für steigende Wahlergebnisse sei. Auf den ersten Blick scheint dies eine logische Schlussfolgerung: Mehr Mitglieder könnten mehr Engagement und damit auch mehr Wählerstimmen bedeuten. Aber wie die jüngste Geschichte zeigt, ist diese Gleichung alles andere als sicher. In diesem Artikel wollen wir uns mit der Frage beschäftigen, warum steigende Mitgliederzahlen nicht unbedingt zu steigenden Wahlergebnissen führen müssen.

DIE LINKE meldet nach dem Austritt von Sahra Wagenknecht einen Mitgliederzuwachs. So berichtete die Zeit: „Linke verzeichnet nach Wagenknecht-Austritt Mitgliederzuwachs„. Das ist schon einmal vorgekommen, hat der Partei aber nicht wirklich geholfen ihre Wahlergebnisse zu verbessern. So traten nach dem Bundesparteitag 2021, auf dem Janine Wissler und Susanne Hennig-Wellsow zu Vorsitzenden gewählt wurden, hunderte ein. Der Spiegel schrieb: „Die Linke verzeichnet Hunderte neue Mitglieder„.

In den letzten Jahren haben einige deutsche Parteien einen Mitgliederzuwachs verzeichnet. Die AfD hatte besonders im Osten Deutschlands einen deutlichen Zuwachs, wobei die ostdeutschen Bundesländer in der Rekrutierungsfähigkeit die ersten vier Plätze einnahmen, besonders Sachsen-Anhalt. Die CSU erfuhr ebenfalls einen Mitgliederzuwachs, über den Generalsekretär Markus Blume berichtete. Er nannte dies eine „Eintrittswelle“, wie er sie in den letzten zehn Jahren nicht gesehen hatte (https://www.tagesschau.de). Die FDP verzeichnete ebenfalls ein starkes Mitgliederwachstum mit einem Bericht über 73.000 Mitglieder im September 2021. Auch die SPD und die FDP verzeichneten laut einer Studie ein deutliches Mitglieder-Plus, wobei immer mehr Deutsche einer Partei beitraten (https://www.faz.net). Es wurde jedoch berichtet, dass der Mitgliederzuwachs bei FDP und Grünen im Jahr 2022 zum Stillstand kam (https://www.zeit.de).

Hier einige Schlagzeilen dazu:

Bundestagswahlergebnisse, Grafik von ChatGPT erstellt.

Wer sich jedoch die Wahlergebnisse aus der Zeit nach den Mitgliederzuwächsen anschaut, wird feststellen, dass diese so gar nicht zu den Jubelmeldungen passen. Tatsächlich scheint es einen Effekt zu geben, der unabhängig von Wahlergebnissen die Bereitschaft zur Mitgliedschaft in Parteien steuert.

Dass der Mitgliederzuwachs einer Partei nicht unbedingt ein Indikator für Wahlerfolg ist bedarf einer Erklärung. Eine plausible Erklärung könnte sein, dass sich Mitgliedschaften oft aus innerparteilichen Dynamiken oder dem Wunsch nach stärkerer politischer Teilhabe ergeben, die nicht unbedingt mit der allgemeinen Wählerstimmung korrelieren. Zudem können Mitgliederzuwächse aus unterschiedlichen Gründen erfolgen, wie zum Beispiel dem Wunsch nach politischer Veränderung, der jedoch nicht zwangsläufig in Wahlergebnissen abgebildet wird.

Quelle: Progressive Stimme - Argumente, Fakten, Quellen - https://progressivestimme.de