Digitaler Bildungswahn: Warum die Forderung nach Apple-Tablets in Schulen ein Armutszeugnis ist

In einer Zeit, in der Bildung und Technologie Hand in Hand gehen, ist es erschreckend zu sehen, wie die Entscheidungen einiger Bildungseinrichtungen von Markenimage und Prestige statt von Ethik und Wert geprägt sind. Schulleiter berichten, dass Eltern andere Schulen bevorzugen, wenn den Schülern nicht Tablets der Marke Apple zur Verfügung gestellt werden.

Solche Eltern erweisen ihren Kindern einen Bärendienst, denn sie sind bereit, ethische Bedenken und die wirtschaftliche Realität vieler Menschen zu ignorieren, nur um einer Marke zu folgen, die als Statussymbol gilt.

Berichte legen nahe, dass Apple in einigen seiner Betriebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht mehr als 88 Cent pro Stunde zahlt. Selbst in Ländern, in denen diese Zahlungen erfolgen, ist dies ein Hungerlohn, der kaum zum Leben reicht. Die Arbeitsbedingungen in solchen Betrieben sind dementsprechend schlecht, wie ausführlich von Werner Rühmann und anderen dokumentiert wurde.

Was lernen also unsere Kinder, wenn wir solchen Forderungen nachgeben? Sie lernen, dass Ausbeutung tolerierbar ist, solange sie unter dem Deckmantel glänzender Marken versteckt wird. Sie lernen, dass der Wert eines Produkts nicht in seiner Leistung oder Fairness liegt, sondern in seinem Logo. Sie lernen, dass es akzeptabel ist, hohe Preise für Produkte zu zahlen, die auf der Ausbeutung anderer basieren. Sie lernen nicht, Nein zu sagen – nicht zu Marken, die ihre ethischen Grenzen überschreiten, nicht zu Produkten, deren Preise ihre Qualität nicht rechtfertigen.

Richtig ist auch, dass Apple-Produkte, obwohl technisch kompetent, nicht immer die beste Leistung für ihren Preis bieten. Dennoch werden sie in Bildungseinrichtungen gefordert, als wären sie der goldene Standard für pädagogische Werkzeuge. Diese Haltung fördert nicht nur eine verzerrte Sichtweise auf Wert und Qualität, sondern untergräbt auch das Selbstbewusstsein von Schülern und Lehrern, die lernen sollten, kritisch über die Werkzeuge nachzudenken, die sie verwenden, und die Marken, die sie unterstützen.

Sollte es nicht eher Ziel sein, den Kindern die Kompetenz beizubringen, mit der sie unabhängig von Marken das beste Produkt für den jweiligehn Zweck ermitteln können? Und wäre es nicht auch wichtig, ihnen das Selbstbewustsein zu verleihen, auch ohne Statussymbole aufrecht durch Lebens zu gehen? Und vielleicht am wichtigsten – ist es nicht elementar wenn wir unseren Kindern das Verantwortungsgefühl für die sozialen Konsequenzen der eigenenen Entscheidungen, insbesonder wenn diese Dritte treffen, nicht abtrainieren sondern stärken?

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Quelle: Progressive Stimme - Argumente, Fakten, Quellen - https://progressivestimme.de