In der Debatte um Rassismus und Diskriminierung sind Begriffe wie „Mohrenkopf“, „Mohrenapotheke“ oder „Mohrenstraße“ ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Manche sehen in ihnen eine herabwürdigende Darstellung von Menschen mit dunkler Hautfarbe. Doch ist es wirklich eine Lösung, diese Begriffe aus unserem Alltag zu tilgen, oder übersieht der Wokeismus dabei wichtige Aspekte?
Die Geschichte des heiligen Mauritius
Der Heilige Mauritius ist eine historische Figur, die als Anführer der Thebäischen Legion bekannt ist, einer römischen Legion, die traditionell aus christlichen Soldaten aus der Region Theben in Ägypten bestand. Seine Geschichte ist eng mit dem Christentum verbunden und hat eine wichtige religiöse und ikonografische Bedeutung.
- Historischer Hintergrund:
- Mauritius lebte wahrscheinlich im 3. Jahrhundert n. Chr. und diente als Offizier in der römischen Armee.
- Die Thebäische Legion, der er angehörte, soll sich geweigert haben, gegen andere Christen zu kämpfen oder heidnische Rituale durchzuführen. Als Folge wurde die Legion vom römischen Kaiser Maximian bestraft und viele ihrer Mitglieder wurden hingerichtet. Die traditionelle Erzählung besagt, dass auch Mauritius als einer der Märtyrer starb.
- Heiligsprechung und Verehrung:
- Mauritius wurde später heiliggesprochen und ist der Schutzpatron von vielen Gemeinschaften und Organisationen, einschließlich bestimmter Armeen und Ritterorden.
- Er wird oft als Ritter dargestellt, manchmal mit einer Lanze oder Fahne, und oft mit einem Heiligenschein.
- Symbolische Bedeutung:
- Die Figur des Heiligen Mauritius dient oft als Symbol des christlichen Mutes, der Standhaftigkeit und der moralischen Integrität.
- In der Kunst und Ikonographie ist er auch ein bedeutendes Beispiel für die Darstellung von Menschen afrikanischer Abstammung in einem positiven, heroischen Licht.
- Religiöse und kulturelle Bedeutung:
- Der Heilige Mauritius ist ein wichtiger Heiliger in der christlichen Tradition, insbesondere in der römisch-katholischen und der orthodoxen Kirche.
- Sein Festtag wird am 22. September gefeiert.
- Vermächtnis:
- Im Mittelalter und darüber hinaus wurde der Heilige Mauritius oft in der christlichen Kunst und Literatur erwähnt und dargestellt.
- Sein Vermächtnis lebt in vielen Kirchen und religiösen Gemeinschaften weiter, und viele Orte und Institutionen sind nach ihm benannt.
Die Geschichte und Verehrung des Heiligen Mauritius reicht weit zurück und er bleibt eine inspirierende Figur für viele Menschen.
Historischer Kontext: Die Begriffe „Mohr“ und ähnliche Ableitungen haben eine historische Grundlage, die weit über die einfache Hautfarbenbeschreibung hinausgeht. Der Heilige Mauritius, oft als Mohr dargestellt, ist ein Beispiel für eine ehrenvolle Verwendung des Begriffs. Gerade seine Darstellung als Mohr ist der Inbegriff früherer postiver Darstellungen von Menschen mit dunkler Hautfarbe. Auch andere historische und kulturelle Kontexte zeigen, dass die ursprüngliche Bedeutung der Begriffe nicht herabwürdigend war.
Identität und Erbe: Die Eliminierung solcher Begriffe kann das kulturelle Erbe und die historische Identität verwässern. Das Tilgen dieser Begriffe aus dem öffentlichen Bewusstsein führt zu einer Form der Geschichtsrevision, die mehr Schaden anrichtet als sie Gutes bewirkt.
Die Ironie des Wokeismus: Wokeismus, eine Bewegung, die sich dem ersten Eindruck nach für soziale Gerechtigkeit einsetzt, untergräbt in ihrem Eifer, Diskriminierung zu beseitigen, unbeabsichtigt die Anerkennung und das Verständnis für die Vielschichtigkeit historischer und kultureller Kontexte. Die pauschale Ablehnung und Entfernung solcher Begriffe führt zu einer Form des kulturellen Radiergummis, der die Vielfalt und die Geschichte, die sie repräsentieren, negiert.
Kontraproduktivität: Das Bestreben, diese Begriffe zu eliminieren ist kontraproduktiv. Statt den Dialog und das Verständnis zwischen verschiedenen Gemeinschaften zu fördern, erzeugt es eine defensive Haltung und eine weitere Spaltung zwischen verschiedenen Gruppen.
Förderung eines konstruktiven Dialogs: Besser wäre es, einen offenen und informierten Dialog über die historischen und kulturellen Bedeutungen dieser Begriffe zu fördern. Bildung und Verständnis könnten dabei helfen, eine integrativere und respektvollere Gesellschaft zu schaffen, die die Vielfalt und die gemeinsame Geschichte würdigt, anstatt sie zu verleugnen.
Substitution: Hagen Rether sagte: „Früher hießen sie Zigeuner – und durften bleiben.“ Wenn man ein Wort aus dem kollektiven Sprachgebrauch löscht, wird ein anderes dessen Bedeutung übernehmen, solange das Bedürfnis für ein solches Wort unter denen besteht, die die entsprechende Sprache anwenden. Das kann dann endlos so weitergehen. Zuerst wurde das Wort „Neger“ verbannt (welches in seiner deutschen Ausprägung auch erst im Zuge der Diskussion darum, einen eindeutig rassistischen Klang erhielt), nun sind wir beim „Mohr“. Das Ausgrenzen der Worte ändert aber nicht die Realität. Tatsächlich hilft nur, die Menschen davon zu überzeugen, dass es einfach keinen Grund für Rassismus gibt. Mit anderen Worten: Bekämpft die Ursachen, nicht die Symptome.
Das einfache Streichen von Begriffen aus dem öffentlichen Diskurs führt eben nicht zu einer besseren Gesellschaft. Im Gegenteil, die Erinnerung wird ausgelöscht. Dabei ist die Erinnerung der Garant dafür, zumindest die Chance zu haben, aus Fehlern zu lernen und Richtiges zu vertiefen.
Tatsächlich führt aber allein die Diskussion um den Begriff „Mohr“ und die Art wie sie geführt wird dazu, dass die sich Wahrnehmung des Wortes ins negative wendet. Dem lässt sich nur mit Aufklärung entgegenwirken. Die Alternative wäre, dass alle geschichtlichen Erinnerungen je nach Zeitgeist gelöscht werden, was langfristig die Gefahr beinhaltet schon überwundene Fehlentwicklungen immer wieder neu zu erfahren.
Dieser Artikel wurde am 05.11.2023 erstellt. Das Bild zu diesem Artikel ist ein Beispielbild von Benjamin Ali auf Pixabay
Quelle: Progressive Stimme - Argumente, Fakten, Quellen - https://progressivestimme.de